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Im Sommer reiste eine Gruppe aus acht Fachärztinnen und Fachärzten für Augenheilkunde in unser Projektland Uganda, unter ihnen auch die Augenärztin Dr. Mary N. Asiyo-Vogel, zugleich Vorstandsmitglied bei Light for the World Deutschland. Viele Eindrücke, emotionale Begegnungen und Fachgespräche liegen hinter der Reisegruppe, wie sie uns schildert:
„Unsere Reise startete im kleinen Dorf Kikubo, im Iganga Bezirk. Die Menschen hier leben von der Landwirtschaft, entlang der holprigen Feldwege gedeihen Bananenstauden, Maniok und Mais, die einfachen Lehmziegelhäuser mit ihren Wellblechdächern erzählen Geschichten vom Leben. Als wir im Dorf eintrafen, empfing uns die Dorfgemeinschaft mit spürbarem Interesse, Kinder standen neugierig am Rand und die herzliche Gastfreundschaft war sofort greifbar.
Der lokale Koordinator des Programms für Augengesundheit bei Kindern „1,2,3 … I can see“ in Uganda, Lovincer Katana Kanyike, der das Programm von Beginn an mit aufgebaut hat und seine Entwicklung bis heute begleitet, begrüßte uns mit großer Offenheit und Herzlichkeit. Mit fundierter Sachkenntnis beantwortete er unsere Fragen und vermittelte einen tiefen Einblick in die Fortschritte und Herausforderungen vor Ort. Der Austausch mit dem augenärztlichen Berater Dr. Geoffrey Wabulembo und Landesdirektor von Light for the World Uganda, Silvester Kasozi, waren geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und dem gemeinsamen Ziel, die Augengesundheit in Uganda weiter zu stärken.
Wo Einsatz Leben verändert – Augengesundheit im ländlichen Iganga
Unsere Reise durch Uganda führte uns an Orte, an denen das Engagement der Menschen trotz knapper Ressourcen beeindruckt, so auch das ländliche Krankenhaus von Iganga. Esther, eine Pflegefachkraft für Augenheilkunde, schilderte eindrücklich ihre Arbeitsbedingungen: hohe Patientenzahlen, lange Arbeitstage, zu wenig Instrumente und fehlendes Fachpersonal. Dennoch zeigte sie mit großer Ruhe und Entschlossenheit, was unter diesen Umständen möglich ist.
Beim Besuch einer ihrer Außenstationen in einem abgelegenen Dorf, die sie regelmäßig betreut, wurde uns ein Kind vorgestellt, bei dem nach einer Kataraktoperation Komplikationen aufgetreten waren – eine ernste Situation. Um das Sehvermögen des Kindes zu retten, wurde es umgehend zur Korrekturoperation an die nationale Augenklinik in Kampala überwiesen, die über eine bessere Ausstattung verfügt. Diese Erfahrung machte deutlich, wie eng die Qualität medizinischer Versorgung mit dem Zugang zu moderner Technik verbunden ist – und wie lebensverändernd rechtzeitige Unterstützung sein kann.
Aufklärung ist der erste Schritt zu besserer Gesundheit
Neben der medizinischen Versorgung spielt auch die Sensibilisierung für Augengesundheit eine zentrale Rolle. Esther begleitete uns zu einer weiterführenden Schule, an der die Kinder spontan einen kleinen Sketch aufführten. Sie stellten dar, wie Augenuntersuchungen ablaufen und wie Brillen angepasst werden – eine lebendige, authentische Aktion. Gerade in ländlichen Regionen trägt die Bildungsarbeit von Light for the World dazu bei, Bewusstsein und Akzeptanz für wichtige Vorsorgeuntersuchungen zu stärken.
Kolleginnen und Kollegen treffen – ein Blick hinter die Kulissen
Ein weiterer wichtiger Programmpunkt war der Besuch im Mulago-Krankenhaus in Kampala, dem größten Krankenhaus des Landes. Dort empfingen uns die Leiter der Augenheilkunde von Universität und Regierung, Dr. Grace Ssali Nsibirwa und Dr. Moses Kasadhkawo, die davon berichteten, wie sie die augenmedizinische Versorgung im Krankenhaus weiter ausbauen wollen.

In intensiven Gesprächen wurde deutlich, wie eng sie zusammenarbeiten, um Kinderblindheit vorzubeugen und Augenerkrankungen z.B. infolge von Sichelzellenanämie oder Diabetes frühzeitig zu erkennen. Das gemeinsame Engagement und die Bereitschaft zur Kooperation zwischen den universitären und staatlichen Strukturen sind ein starkes Zeichen für Fortschritt – doch sie zeigen auch, wie dringend Programme wie „1, 2, 3 … I can see“ weiterhin Unterstützung leisten müssen, um diese Bemühungen dauerhaft zu stärken.
Eine Fachkraft, die den Unterschied macht
Zu den eindrucksvollsten Momenten der Reise gehörte für mich der Austausch mit Dr. Rebecca Claire Lusobya, einer hochqualifizierten Kinderaugenärztin, deren Facharztausbildung durch Fördermittel des Programms „1, 2, 3 … I can see“ ermöglicht wurde. Ihre fachliche Kompetenz, ihr Engagement und ihre ruhige, reflektierte Art beeindruckten mich tief.

Dr. Lusobya berichtete über den aktuellen Stand der Augenversorgung bei Kindern und sprach offen über die bestehenden Lücken in Ausstattung und Ausbildung. Gleichzeitig vermittelte sie Zuversicht: Mit gezielter Förderung und verlässlicher Unterstützung könne die Kinderaugenheilkunde in Uganda langfristig gestärkt werden. Ihre Karriere steht beispielhaft dafür, wie Bildungsförderung unmittelbare Wirkung zeigt – für einzelne Fachkräfte und für ganze Gesundheitssysteme.
Klinikalltag zwischen Engagement und Herausforderungen
Die dritte Station unserer Reise war das Regionalkrankenhaus in Entebbe. Der Krankenhausleiter John Bosco Nsubuga hatte für unseren Besuch eine Präsentation vorbereitet, in der er uns Patientenstatistiken, Organisationsstrukturen und das Krankheitsmanagement seiner Einrichtung vorstellte. So erhielten wir wertvolle Einblicke in die Arbeit eines regionalen Zentrums.
Der Leiter der Abteilung für Augenheilkunde, Dr. Mulinde Ben, führte uns durch seine Station und zeigte offen die Grenzen der verfügbaren Ausstattung auf. Da wichtige chirurgische Geräte fehlen, kann er derzeit keine Kataraktoperationen im eigenen Krankenhaus durchführen. Er arbeitet deshalb regelmäßig in anderen Einrichtungen mit besserer technischer Ausstattung.
Umso ermutigender war der Besuch der Optikwerkstatt und des von Light for the World initiierten nationalen Ausbildungsprogramms für Optiker. Dieses Programm wird erfolgreich von einer ugandischen Optometristin geleitet, der nach längeren Jahren im Ausland ihr Wissen und ihre Erfahrung an die nächste Generation weitergibt. Es ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie nachhaltige Strukturen und Wissenstransfer funktionieren können.
Ein gemeinsames Ziel: Klare Sicht für eine klare Zukunft
Die Begegnungen in Iganga, Kampala und Entebbe zeigten eindrucksvoll, wie vielfältig und wirkungsvoll das Programm „1, 2, 3 … I can see“ in Uganda ist – und zugleich, welche Herausforderungen noch bestehen. Überall trafen wir auf engagierte Fachkräfte, die mit großem Einsatz daran arbeiten, Augengesundheit als selbstverständlichen Teil der medizinischen Grundversorgung zu verankern.
Für mich als Augenärztin mit Berufserfahrung sowohl in Deutschland als auch in diversen afrikanischen Ländern hat diese Reise auf sehr beeindruckende Weise gezeigt, wie entscheidend durchdachte Strukturen, verlässliche Partnerschaften und gezielte Unterstützung für den Erfolg solcher Programme sind. Die Kombination aus Ausbildung, technischer Hilfe und institutioneller Einbindung wirkt sichtbar und langfristig.
Damit in Zukunft jedes Kind, jeder Erwachsene und jede Familie in Uganda die Chance hat, die Welt mit eigenen Augen klar zu sehen, braucht es jedoch weiterhin Unterstützung.“ (Dr. Mary N. Asiyo-Vogel, Fachärztin für Augenheilkunde)