- Augengesundheit
Am 08. März ist Weltfrauentag: Ein Tag, der symbolisch für die Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung steht und daran erinnert, dass noch immer viele Frauen und Mädchen weltweit an Diskriminierung leiden. Auch beim Zugang zu augenmedizinischer Versorgung sind Frauen in vielen Ländern schlechter gestellt. Und das, obwohl mehr als die Hälfte aller blinden oder sehbehinderten Menschen Frauen sind! Erfahren Sie die Gründe für diese Ungerechtigkeit und lernen Sie Koye Eneya kennen – eine Äthiopierin, die als Folge physischer Gewalt durch ihren Mann Grauen Star bekam.
Gewalt nach Meinungsverschiedenheit
Koye Eneya ist 30 Jahre alt und hat vier Kinder. Ihre Schwangerschaften und Geburten waren komplikationsreich. Das möchte sie nicht nocheinmal durchmachen. Doch als sie ihrem Mann erklärte, dass sie in Zukunft verhüten möchte, kommt es zum Streit: Er bestand darauf, dass sie noch weitere Kinder bekommen, wurde wütend und gewalttätig. Immer wieder schlug er auf Koye Eneya ein und verletzte sie dabei am Auge. Erst als mehrere Nachbarinnen und Nachbarn eintrafen und seine Eltern eingriffen, ließ er von seiner Frau ab.
Kein Einzelfall
Koye Eneya ist nicht die einzige Frau, die Gewalt in der Partnerschaft erleben musste: Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Phänomen, das sich quer durch alle gesellschaftlichen Schichten zieht. Jede vierte Frau in Deutschland erlebt körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft.
Ein Übergriff mit Folgen
Der gewalttätige Übergriff ihres Mannes hatte Folgen für Koye Eneya – und zwar nicht nur seelische: Ihr Auge schwoll an und schmerzte. Zwar gingen Schwellung und Irritation nach einigen Tagen wieder zurück, doch nach sechs Monaten bemerkte Koye Eneya, dass sie immer schlechter sehen konnte.
Ihrem Mann tat es inzwischen sehr leid und er entschuldigte sich immer wieder, doch Koye Eneya war nicht bereit, ihm zu vergeben. Schließlich sprach sich herum, dass ein augenmedizinischer Hilfseinsatz der von Light for the World unterstützten Klinik in Arba Minch in das nahegelegene Konso Karat Krankenhaus käme. Koye Eneya fasste den Entschluss, ihr Auge untersuchen zu lassen.
Augenmedizinische Hilfe ist nicht selbstverständlich
Nicht allen Menschen haben Zugang zu augenmedizinischer Versorgung. Frauen werden seltener untersucht und behandelt als Männer. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Die Analphabetenrate bei Frauen ist weltweit höher als bei Männer: Frauen, die nicht lesen können, haben häufig keinen Zugang zu Informationen über Augengesundheit und wissen auch nicht, wie und wo Augenprobleme behandelt werden können.
- Frauen sind oft nicht die Entscheidungsträger, haben keinen Zugang zum Geld in der Familie oder sind nicht mobil. Um eine augenmedizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen, sind sie dann auf das Wohlwollen ihres Mannes angewiesen. Selbst wenn die Behandlung kostenlos ist, kostet die Anreise zum Krankenhaus meist Geld.
- Häufig haben Frauen mehr familiäre Verpflichtungen als Männer, sind zum Beispiel für die Kinderbetreuung zuständig. Das macht es schwieriger, für Untersuchungen oder Behandlungen ins Krankenhaus zu reisen. Lange Wartezeiten beim Arzt? Unmöglich – die Kinder brauchen sie…
Augengesundheit darf nicht vom Geschlecht abhängen! Light for the World setzt sich dafür ein, dass Frauen und Männer einen gleichberechtigten Zugang zu Augengesundheit haben. Im Jahr 2023 haben wir zum Beispiel mehr als …
- 529.000 Mädchen und Frauen wie Koye Eneya mit unseren Augengesundheits-Programmen erreicht.
- 3,3 Millionen Frauen und Mädchen mit Antibiotika gegen ansteckende Augeninfektionen behandelt.
- 23.600 Augenoperationen an Frauen und Mädchen durchgeführt.
Koye Eneyas Auge musste operiert werden
Im Krankenhaus erfuhr Koye Eneya, dass sich durch die Verletzung des Auges Grauer Star entwickelt hat. Ihr wurde erklärt, dass es keine Medikamente dagegen gibt, sondern dass eine Operation notwendig sei, um ihre Sehkraft wiederherzustellen. Zuerst hatte sie Angst vor dem Eingriff, aber der Arzt versicherte ihr, dass sie eine lokale Betäubung bekommen würde, die Operation schmerzlos sei und sie schon am nächsten Tag das Ergebnis sehen könne. So willigte sie ein und wurde operiert.
Die körperlichen Folgen heilen, die seelischen Wunden bleiben
Die Operation verlief gut.
“Am Tag nachdem meine Augenbinde entfernt wurde, war ich bereits so dankbar, dass ich die Operation bekommen habt. Meine Sicht ist perfekt”
Doch die seelischen Verletzungen aufgrund der ihr angetanen Gewalt bleiben. Ob sie ihrem Mann vergeben wird? Das wird die Zukunft zeigen. Oft können Frauen nicht so einfach aus einer gewalttätigen Beziehung ausbrechen, zum Beispiel weil sie finanziell von ihrem Mann abhängig sind.
