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Arbeiten, trotz Behinderungen? Klar!

01.05.2025
Eine Frau im schicken schwarzen Business-Kostüm steht vor Ihrem Geschäft in Nairobi
Copyright: Christine Ogutu
  • Disability Rights
  • Behindertenrechte
  • Inklusion im Beruf

Am 1. Mai ist Tag der Arbeit. Doch was genau feiern wir an dem Tag eigentlich? Warum wird es Frauen und Männern mit Behinderungen oft so schwer gemacht, eine erfüllende Arbeit zu finden? Und was unternimmt Light for the World dagegen?  

1. Mai – Tag der Arbeit

Der erste Mai wird auf der ganzen Welt als “Tag der Arbeit” gefeiert. Es ist ein Tag, der uns daran erinnert, was die Arbeiterbewegung bereits erreicht hat – und wofür sie noch kämpft. Denn das, was heute oft als selbstverständlich betrachtet wird, wurde den Arbeiterinnen und Arbeitern nicht geschenkt, sondern hart erkämpft: Zum Beispiel faire Löhne, bezahlter Urlaub und eine wohlverdiente Rente.  

Auch wenn sich schon vieles im Bereich Arbeitsrecht zum Guten gewendet hat für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ist längst noch nicht alles perfekt. Vor allem Menschen mit Behinderungen kommen auf dem Arbeitsmarkt oft zu kurz. Doch bevor wir uns genauer anschauen, warum das so ist, wollen wir uns erst noch anschauen, was es bedeutet, Arbeit zu haben. 

Arbeit bedeutet mehr als Geldverdienen 

Wenn wir von Arbeit sprechen, denken die meisten Menschen vor allem an Geldverdienen. Doch Arbeit bedeutet noch mehr als die Sicherung des Lebensunterhalts. Ambrose Murangira, Experte für Inklusion bei Light for the World, erklärt:

“Ein eigener Job und eigenes Einkommen sind der Schlüssel zu Würde, Respekt und echter Unabhängigkeit. Beschäftigung öffnet Türen zu wichtigen Dienstleistungen, von der Gesundheitsfürsorge bis zur Bildung, und ermöglicht es dem Einzelnen, einen sinnvollen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten.” 

Das Recht auf menschenwürdige Arbeit gehört zu den grundlegenden Menschenrechten. Doch Menschen mit Behinderungen wird dieses Recht oft verwehrt.   

Sieben Frauen im gelben Light for the World T-Shirt posieren für ein Foto mit dem Schild "I am employable"
Mit einer Behinderung zu leben heißt nicht, nicht arbeiten zu können oder zu wollen! © Light for the World/Denish Ochieng

Wenn Vorurteile und Barrieren im Weg stehen 

Sieben von zehn Menschen mit Behinderungen weltweit sind auf dem Arbeitsmarkt inaktiv. Das heißt, sie haben weder Arbeit, noch sind sie als arbeitslos gemeldet. Bei Menschen ohne Behinderungen sind es lediglich vier von zehn. 

Dass so viele Menschen mit Behinderungen nicht arbeiten, liegt keinesfalls daran, dass sie nicht arbeiten wollen oder können. Vielmehr sind es äußere Umstände, die Ihnen den Weg zu erfüllender, selbstbestimmter Arbeit erschweren:  

Oft stoßen Menschen mit Behinderungen auf Vorurteile und die Arbeit wird ihnen nicht zugetraut, obwohl sie bestens dafür qualifiziert sind. Oder sie erfahren erst gar nicht von Jobausschreibungen, weil Informationen nicht in inklusiver Sprache verfügbar sind. Manchmal ist der Arbeitsweg oder das Gebäude nicht barrierefrei zugänglich. Und selbst wenn sie eine Anstellung finden, werden Menschen mit Behinderungen in der Regel schlechter bezahlt und müssen – auch in Deutschland – in Krisenzeiten trotz eines besonderen Kündigungsschutzes häufiger mit Kündigungen rechnen.

Arbeit ermöglichen ist keine Wohltätigkeit 

Light for the World ist davon überzeugt, dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, seine Träume zu verwirklichen und selbstbestimmt für sich und seine Familie zu sorgen. Und auch die Gesellschaft profitiert davon, wenn Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind:

“Wenn Menschen mit Behinderungen wirtschaftlich unabhängig sind, verändern sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zu ihren Familien, Gemeinden und sogar zum nationalen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das ist keine Wohltätigkeit, sondern Gerechtigkeit, Gleichheit und intelligente Wirtschaft! Eine Gesellschaft, in der jeder – unabhängig von seinen Fähigkeiten – die Möglichkeit hat, sich zu entfalten, ist eine Gesellschaft, die prosperiert.”, bringt es Ambrose Murangira auf den Punkt. 

Ihre Spende leistet Hilfe zur Selbsthilfe 

Light for the World setzt sich für die wirtschaftliche Ermächtigung von Menschen mit Behinderungen ein. Weil Almosen nicht die Lösung sind, sondern wahre Veränderung durch Selbstwirksamkeit entsteht! So haben zum Beispiel 19.537 Menschen im vergangenen Jahr mit Unterstützung von Light for the World ein Training oder eine Schulung absolviert, um selbstbestimmt arbeiten zu können. Ebenfalls wurden 310 Organisationen in Inklusion unterwiesen, wie sie ein inklusiver Arbeitgeber sein können.  

Manchmal braucht es nicht viel, um das Leben eines Menschen zu verändern: Für nur 490 Euro ermöglichen Sie einem jungen Erwachsenen mit Behinderung ein kleines Unternehmen zu starten, zum Beispiel ein Geschäft, eine Hühner- oder Schafzucht oder eine Bäckerei.

James Udodioy, ein Mann mit gelbem T-Shirt, sitzt auf seinem Tricycle in seinem Geschäft für Kindermode und lacht in die Kamera
James Udodioy in seinem Geschäft für Kindermode. © Bullen Chol

James Udodioy hat das Startkapital und der Kurs für Unternehmensführung dabei geholfen, ein erfolgreiches Geschäft für Kindermode zu eröffnen. Der 40-jährige Mann aus dem Südsudan lebt seit einer Polio-Erkrankung als Kind mit Behinderungen. Das hält ihn nicht davon ab, geschäftstüchtig zu sein: Er kauft seine Ware auf einem großen Markt, der weit weg ist, ein und verkauft sie dann an seinem Stand weiter. 

 „Ich wollte immer mein eigenes Geschäft haben. Es ist besser, als am Straßenrand zu betteln, das hätte leicht passieren können, wenn ich nicht Hilfe durch das Projekt bekommen hätte. Jetzt bin ich glücklich und sehr stolz auf meine Unabhängigkeit. Ich kann meine Familie ernähren mit meinem Einkommen.“ 

Inklusionsberater*innen bauen Brücken und durchbrechen Barrieren  

Eine weitere erfolgreiche und nachhaltige Maßnahme von Light for the World ist die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen zu Inklusionsberater*innen: In dieser Rolle bauen sie Brücken zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Behinderungen und Arbeitgebern, wie Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen oder NGOs. Sie unterstützen beide Seiten mit Schulungen zu Inklusion, Gebärdensprache, dem Einsetzen von persönlichen Assistentinnen und Assistenten und inklusiven Bewerbungsverfahren. Außerdem vermitteln sie die nötigen technischen Kompetenzen zum Verwenden der richtigen Hilfsmittel, wie etwa Lesegeräte für Bildschirme.  

Über 100 Inklusionsberaterinnen und -beratern in elf Ländern wurden bereits ausgebildet. Und sie erfüllen noch eine weitere wichtige Funktion: Als Vorbilder zeigen sie, dass Menschen mit Behinderungen Talente haben und abwechslungsreiche Jobs machen können. Das macht anderen Menschen mit Behinderungen Mut und zeigt Arbeitgebern, dass Behinderung kein Ausschlussgrund für neue Mitarbeitende ist. 

Inklusion ist kein Randthema 

Übrigens… Wenn Sie denken, Behinderung sei ein Randthema und betreffe nur einen kleinen Prozentanteil aller Menschen, dann irren Sie sich: Tatsächlich lebt jeder sechste Mensch weltweit mit einer Behinderung. Das sind etwa 1,3 Milliarden Menschen! Und es kann jede und jeden treffen: Die meisten Behinderungen entstehen im Laufe des Lebens, etwa durch einen Unfall, eine Krankheit oder fehlende medizinische Behandlung. Nur eins von 33 Kindern wird bereits mit einer Behinderung geboren. 

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