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Schleichende Erblindung

26.07.2019
Eine Frau mit einem dunklen Kopftuch küsst eine andere Frau in einem weißen Kopftuch und einem Verband auf dem Auge auf die Wange.
Glaukoma-Operation (c) Light for the World
  • Augengesundheit
  • Unser Einsatz

Grüner Star kommt meist in kleinen Schritten, bleibt oft lange unbemerkt und führt unbehandelt zur Erblindung

Vielleicht kennen Sie jemand, der daran erkrankt ist, oder Sie sind gar selbst betroffen: das Glaukom, umgangssprachlich (und leider nicht korrekt) auch Grüner Star genannt, ist die zweithäufigste Erblindungsursache nach dem Grauen Star weltweit.

Tendenz steigend. Denn fundierten Schätzungen zufolge, unter anderem von Harry A. Quigley, Glaukom-Experte bei Johns Hopkins Medicine, wird es im Jahr 2020 global 79,60 Millionen an Glaukom Erkrankte sowie 11,2 Millionen durch Glaukom erblindete Menschen geben.

Der Grund für diesen Anstieg: Wir werden immer älter. Denn an einem Glaukom zu erkranken, wird mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher. Bereits ab 40 steigt das Risiko für ein Glaukom signifikant, Sie sollten ihre Augen daher regelmäßig augenmedizinisch untersuchen lassen.

Was ist das Glaukom?

Unter Glaukom werden verschiedene Augenerkrankungen zusammengefasst, die eine irreversible Schädigung des Sehnervs zur Folge haben. Dadurch wird das Gesichtsfeld, also der Sehbereich, den man wahrnehmen kann, ohne die Augen zu bewegen, immer kleiner. Bei weiterem Fortschreiten nimmt auch die Sehschärfe ab.

Meist ist ein erhöhter Augeninnendruck für das Glaukom verantwortlich. Dazu kommt es, wenn der natürliche Abfluss des Kammerwassers im so genannten Kammerwinkel gestört ist. Das Kammerwasser ist eine Flüssigkeit, die die Linse und die Hornhaut versorgt; der Kammerwinkel ist der Bereich im Auge zwischen Iris und Hornhaut. In der Folge steigt der Augeninnendruck. Dies kann mit der Zeit den empfindlichen Sehnerv schädigen, der nicht mehr alle Sehinformationen an das Gehirn weiterleiten kann.

Dies ist jedoch nur eine von mehreren möglichen Ursachen, denn auch bei einem regulären Augeninnendruck kann ein Glaukom entstehen. Bei einigen Formen des Glaukoms spielen Durchblutungsstörungen am Sehnerv und der Netzhaut eine Rolle.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Risikofaktoren, beispielsweise ein zunehmendes Alter, Glaukomfälle in der Familie, Diabetes, Bluthochdruck, schwere Augenentzündungen, eine dünne Hornhaut bei erhöhtem Augendruck, Kortisonbehandlungen und eine starke Kurzsichtigkeit.

Den unterschiedlichen Formen des Glaukoms ist eines gemeinsam: es lässt sich nicht heilen. Ohne eine rechtzeitige Behandlung droht Betroffenen die Erblindung.

Woran erkennen Sie, dass Sie Grünen Star haben?

Das Tückische beim Glaukom ist, dass es nur in Ausnahmefällen Schmerzen bereitet. Die Erkrankung schreitet – außer beim akuten Glaukomanfall – langsam voran. Meist wird es erst bemerkt wird, wenn das Sichtfeld eingeschränkt ist. Zu diesem Zeitpunkt ist der Sehnerv im betroffenen Auge oft schon irreversibel geschädigt. Ob Sie betroffen sind, kann nur eine Untersuchung zeigen. Deshalb empfehlen Ärzte bereits ab dem 40. Lebensjahr einen regelmäßigen Glaukom-Check durch eine*n Fachärzt*in für Augenheilkunde.

Was ist der Unterschied zum Grauen Star (Katarakt)?

Grauer Star entsteht durch die Trübung der Augenlinse und führt ohne Operation zu Blindheit. Meist tritt er altersbedingt auf, aber auch infolge einer unbehandelten Augenentzündung oder -verletzung. Aber auch der angeborene Graue Star kommt im globalen Süden noch oft vor. Ursachen dafür sind z.B. Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft.

In Deutschland zählt die Grauer-Star-Operation zu den am häufigsten durchgeführten Operationen überhaupt. In einer etwa 15-minütigen Operation wird die getrübte Augenlinse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt. Kurz darauf können Betroffene wieder sehen. In vielen Ländern der Welt, so auch unseren Programmländern, ist die medizinsiche Versorgung deutlich schlechter. Es gibt kaum Augenärzte, der Graue Star wird nicht erkannt und bleibt unbehandelt. Menschen erblinden, obwohl dies vermeidbar wäre.

Grüner Star kann im Gegensatz zum Grauen Star nicht geheilt werden. Ist der Sehnerv einmal geschädigt, bleibt er es auch. Jedoch kann Grüner Star schon im frühen Stadium, in dem es noch keine Seheinschränkungen gibt, mit Medikamenten oder einer Operation gestoppt werden.

Warum ist Grüner Star so ein großes Problem in Afrika?

Vorsorge ist das A und O, denn nur in diesem Rahmen kann ein Glaukom erkannt werden – gerade weil Glaukom in den meisten Fällen zu Beginn keine Symptome aufweist und viele Menschen nicht wissen, dass sie diese Augenkrankheit haben. In vielen Ländern mit niedrigem Einkommen, so auch in unserem Programmländern, ist die (augen)medizinische Vorsorge extrem problematisch. In Mosambik gibt es beispielsweise nur 29 Fachärtz*innen für Augenheilkunde für rund 33 Millionen Einwohner. Übertragen auf Deutschland hieße dies, dass bundesweit nur 98 Augenärzt*innen verfügbar wären!

Viele Diagnosen werden – wenn überhaupt – daher erst gestellt, wenn der Sehnerv bereits sehr stark geschädigt ist. Hinzu kommt: die Kosten für die medikamentöse Behandlung, die ein Leben lang täglich erfolgen muss, für viele unerschwinglich. Die Augentropfen sind noch dazu nicht überall zuverlässig erhältlich.

Wie hilft Light for the World?

Mit vielfältigen Maßnahmen trägt Light for the World dazu bei, das Bewusstsein für den Grünen Star zu schärfen, die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern und das Leben von Menschen mit dieser Augenerkrankung zu erleichtern.

So sensibilisieren wir die Menschen in unseren Partnerländern für diese Erkrankung: wir informieren über die Symptome, Risikofaktoren und die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose beim Grünen Star.

Seit vielen Jahren arbeiten wir zudem daran, den Zugang zu angemessener augenmedizinischer Versorgung in unseren Programmländern zu verbessern. In Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gesundheitsbehörden setzen wir uns dafür ein, die Kapazitäten im Gesundheitssektor langfristig aufzubauen, um die Diagnose und Behandlung des Grünen Stars nachhaltig zu verbessern. Wir kooperieren mit lokalen Gesundheitseinrichtungen und Partnern, um sicherzustellen, dass Menschen Zugang zu augenmedizinischer Behandlung erhalten. Wir fördern die Weiterbildung von Augenärzt*innen zu Spezialist*innen für Glaukom und die Ausbildung von Augenoptiker*innen und medizinischem Personal. Außerdem unterstützen wir bei der Beschaffung von Medizinprodukten und augenmedizinischer Ausrüstung, fördern wir die Bereitstellung von bezahlbaren Behandlungsmöglichkeiten wie Medikamenten und Operationen.