Direkt zum Inhalt wechseln

Sechs Wege, Kinderaugengesundheit in Subsahara-Afrika zu fördern

09.11.2023
Ein Mädchen, das eine Brille und ein rotes Oberteil trägt, steht lächelnd vor einer Tafel in einem Klassenzimmer.
  • Augengesundheit

Von der Schulung von Gesundheitsfachkräften bis zur Partnerschaft für nachhaltige Veränderung: mit diesen sechs Maßnahmen fördern wir gezielt die Kinderaugengesundheit.

Kein Kind sollte sein Augenlicht verlieren, wenn es vermeidbar ist. Dennoch haben weltweit 40 % der erblindeten Kinder ihr Augenlicht aufgrund einer vermeid- oder behandelbaren Ursache verloren, so die Internationale Gesellschaft zur Vermeidung von Blindheit (IAPB).

Darüber hinaus tragen verbesserte augenmedizinische Gesundheitsdienste für Kinder zur Stärkung des Gesundheitssystems insgesamt bei. Dies wiederum führt nicht nur zu gesünderen Kindern, sondern auch zu besseren Bildungsergebnissen und damit zu verbesserten Zukunftschancen.

Lesen Sie hier, wie wir Sehkraft stärken und die Augengesundheit von Kindern in Subsahara-Afrika nachhaltig verbessern:

1. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz

Ein ganzheitlicher und inklusiver Plan leitet unsere Bemühungen, die Augengesundheit von Kindern in Subsahara-Afrika zu verbessern. Wir haben es uns dabei zum Ziel gemacht, insbesondere Mädchen und Kinder mit Behinderungen mit unserer Hilfe zu erreichen sowie diejenigen, die in abgelegenen Gebieten leben.

Mit unserem innovativen Programm „1,2,3 I can see!“ haben wir ein zehnjähriges Augengesundheitsprojekt für Kinder in die Welt gerufen. Wir fördern damit die Kinderaugengesundheit in Burkina Faso, Äthiopien, Mosambik und Uganda und wollen die Gesundheitssysteme in den Programmländern nachhaltig stärken.

Im Zuge dieses Programmes verfolgen wir unterschiedliche Ansätze: wir schulen Lehrpersonal darin, Augenprobleme bei Kindern zu erkennen. Wir bilden Fachpersonal in der Augengesundheit aus. Zudem organisieren wir Augenuntersuchungen an Schulen und ermöglichen im Anschluss daran eine hochwertige Behandlungen für Kinder, die von Sehschwäche oder Augenerkrankungen betroffen sind..

2. Wir bilden lokale Spezialist*innen in der Augengesundheit aus

Viele Menschen, die im Gesundheitssektor arbeiten, haben wenig Erfahrung in der Erkennung von Augenkrankheiten. Sogar ausgebildetes medizinisches Fachpersonal hat Probleme Augenkrankheiten zu diagnostizieren und entsprechend zu behandeln.

Wir haben schnell erkannt, dass wir das Gesundheitssystem insgesamt stärken müssen, um Kinderaugengesundheit zu fördern und nachhaltige Lösungen für alle Menschen zu ermöglichen.

Deswegen vergeben wir bei Light for the World Stipendien für Ärzt*innen, Optometrist*innen, Krankenpfleger*innen und andere Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind. Wir ermöglichen augenmedizinische Weiterbildungen und Spezialisierungen innerhalb der Augenheilkunde, wie beispielsweise eine gezielte Weiterbildung von Spezialist*innen auf dem Gebiete der Kinderaugengesundheit.

Seit 1997 haben wir die Ausbildung von 130 Allgemeinaugenärzt*innen in unseren Programmländern ermöglicht. Dazu zählen auch drei pädiatrische Augenärzte in Mosambik sowie die Ausbildung der ersten pädiatrischen Augenärzt*innen in Burkina Faso, Äthiopien und Uganda.

3. Wir fördern die frühzeitige Erkennung von Augenproblemen bei Kindern

Durch schulbasierte Augengesundheitsprogramme können Sehprobleme bei Kindern so schnell wie möglich entdeckt werden. Lehrkräfte werden für die Früherkennung von Augenkrankheiten sensibilisiert und über die verschiedenen Erkrankungen der Augen informiert. So können Krankheiten wie Grauer Star (Katarakt), Schwachsichtigkeit (Amblyopie) und Grüner Star (Glaukom) schon im Anfangsstadium entdeckt werden.

Für betroffene Kinder ist zeitnahes Handeln ausschlaggebend für den Erhalt ihres Augenlichts. Denn einige dieser Krankheiten können unbehandelt zu einer irreversiblen Blindheit führen.

Zwischen 2018 und 2022 wurden mehr als 715.000 Schulkinder von Light for the World im Rahmen untersucht.

Jedes Kind, dessen Sehbehinderung nicht rechtzeitig erkannt wird, verliert die Möglichkeit, sein volles Potenzial zu entwickeln. All das nur, weil es nicht sehen konnte, was auf der Tafel stand.

Wolfgang Gindorfer, Direktor für nicht korrigierte Brechungsfehler und Augengesundheit von Kindern bei Light for the World
Image of schoolteacher Biruk Ayele, wearing a yellow Light for the World t-shirt, testing the eyes of pupil Senayet Bashura at Sikela Primary School in Arba Minch, Ethiopia. The 1, 2, 3 I can see! programme, which focuses on child eye health, includes raising awareness with schoolteachers on how to detect potential eye problems in pupils. ©Lidya Alemayehu/Light for the World.
Der Optiker Melakmu Yitayew testet die Augen der Schülerin Senayet Bashura an der Sikela-Grundschule in Arba Minch, Äthiopien. Melakmu arbeitet in der sekundären Augenpflegestation des Arba Minch Hospital, einem Partner des Projektes „1,2,3, I can see!“, das sich auf die Augengesundheit von Kindern konzentriert. ©Lidya Alemayehu/Light for the World

4. Wir verbessern den Zugang zu Behandlungen und Operationen

Grauer Star (Katarakt) ist die Hauptursache für vermeidbare Blindheit bei Kindern in ärmeren Ländern. Eine Grauer-Star-Operation dauert nur 30-45 Minuten, bei erwachsenen Personen kann sie sogar ambulant durchgeführt werden. In Deutschland zählt der Eingriff zu den häufigsten Operationen überhaupt. Doch insbesondere für Kinder in entlegenen Gebieten oder Mädchen und Jungen mit Behinderung ist der Zugang zu Operationen extrem eingeschränkt.

Eine effektive Strategie für die Augengesundheit von Kindern muss Prävention und Zugang zu Pflege und Rehabilitation beinhalten. Seit 2018 hat Light for the World 307.092 Augenoperationen ermöglicht, darunter 177.194 bei Grauem Star.

Bei vielen Augenproblemen kann eine Brille helfen und Sehkraft stärken. Wir können Kinderaugengesundheit fördern indem wir Brillen an Schulkinder verteilen. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, eine Klasse wiederholen zu müssen um 44 %.

Das Programm von Light for the World in Uganda, NIURE (Nationale Intervention bei nicht korrigierten Brechungsfehlern) – das auch Brillen für Schulkinder bereitstellte – wurde vom Internationalen Rat für Augenheilkunde als bewährtes Modell anerkannt. Es ist die Basis für das aktuelle Projekt in der Kinderaugengesundheit „1,2,3, I can see!“

Image of Aidah, a pupil at Iganga Secondary School in Uganda, having her eyes tested as part of the child eye health 1, 2, 3 I can see! programme. ©Light for the World.
Aidah, eine Schülerin der Iganga Secondary School in Uganda, lässt ihre Augen im Rahmen des Kinderaugengesundheitsprogramms „1,2,3, I can see!“ testen. ©Light for the World

5. Wir stärken Gesundheitssysteme indem wir Kinderaugengesundheit fördern  

Mit der Verbesserung der Augengesundheit von Kindern stärken wir die Gesundheit in unseren Projektländern insgesamt. Damit tragen wir auch zu der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung von den Vereinten Nationen, den sogenannen SDGs, bei. Darunter fallen folgende Ziele

Kinder mit Sehbehinderungen haben Schwierigkeiten beim Lernen. Im Vergleich zu Kindern ohne Augenprobleme ist die Chance auf eine formale Bildung (= Bildung im staatlichen Bildungssystem, von der Grundschule bis zur Universität) für Mädchen und Jungen Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen bis zu fünfmal geringer.

Wir setzen und dafür ein, dass die Augengesundheit von Kindern beim Ausbau der Gesundheitssysteme in unseren Programmländern berücksichtigt wird.

Um das zu erreichen, arbeiten wir beratend mit Gesundheitsministerien zusammen. Wir stellen sicher, dass bei der Erhebung/Sammlung von Daten auch Informationen über die Augengesundheit von Kindern enthalten. Daten sind die Grundlage, auf der über geeignete Maßnahmen für die Veränderung getroffen werden. Sind diese Informationen unvollständig, ist das Ausmaß des Problems nicht ersichtlich. Auf Basis einer lückenhaften Datenlage ist es schwierig, positive Veränderungen zu bewirken.

Wir fördern Kinderaugengesundheit und erheben unsere Stimme, wenn die Betroffenen selbst es nicht können. Denn auch die Bedürfnisse von Kindern bezüglich ihrer Augengesundheit müssen in Gesundheitssysteme integriert werden.

Dr. Geoffrey Wabulembo, Direktor für Augengesundheit und vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) bei Light for the World

6. Partnerschaften für nachhaltige Veränderung eingehen

Die Ziele von Light for the World sind groß und können nur gemeinsam mit anderen erreicht werden. Die Zusammenarbeit mit Partnern bildet die Basis unserer Arbeit. Die enge Zusammenarbeit in unseren Projektländern mit Ministerien, NGO-Partnern, Organisationen von Menschen mit Behinderungen und nationalen Berufsverbänden wie jene der Augenärzt*innen, Optometrist*innen und Krankpfleger*innen ermöglicht uns eine breite Perspektive auf die Herausforderungen und Lösungsansätze, die alle Interessensgruppen integrieren. Dadurch werden langfristige Lösungen möglich.

Unser Programm „1,2,3, I can see!“ soll Gesundheits- und Bildungsministerien beweisen, wie wichtig es ist, Kinderaugengesundheit in nationale und lokale Strukturen zu integrieren. Eine gute Zusammenarbeit mit ebendiesen Ministerien führt zu nachhaltiger Veränderung, die weit über die Laufzeit unserer Programme hinaus reicht.