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Weltfrauentag: Gleichberechtigung muss in allen Bereichen berücksichtigt werden

06.03.2023
A woman with a disability that impairs her ability to walk, rides a bicycle while balancing her cane over the bike handles.
Bintou Ouedraogo, who has a physical disability, balances her cane over her bike handles while she cycles.
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Gender Expertin von Light for the World Mathilde Umuraza erklärt, warum das Thema Gleichberechtigung für sie einen so hohen Stellenwert hat und wie sich die Organisation für Frauen und Mädchen einsetzt:

„Meine Geschichte zeigt, wie Frauen mit Behinderungen im Alltag mit Diskriminierung konfrontiert sind. Meine Erfahrungen sind der Grund, warum ich mich heute für Geschlechtergerechtigkeit einsetze und Expertin im Bereich Gewalt an Frauen bin.

Ich bin in Ruanda aufgewachsen und verbrachte einen Großteil meiner Kindheit in Rehabilitationszentren. Leider wurde ich schon in jungen Jahren durch eine Behinderung beeinträchtigt, die viele Barrieren mit sich brachte.

In der Gesellschaft werden Menschen mit Behinderungen diskriminiert und auch ich wurde nicht bei meinem Namen gerufen, sondern bei meiner Behinderung. Zudem musste ich mich gegen das Vorurteil wehren, dass eine Frau nur dann wertvoll sei, wenn sie traditionelle Aufgaben erfüllt und Kinder bekommt. Frauen mit Behinderungen wird unterstellt, dass sie keine Sexualität haben und all ihre Fähigkeiten werden ihnen abgesprochen. Das führt zu Ausgrenzung, die auch ich erleben musste.

Neuer Bildungsweg, neue Chancen

Voller Stolz und Neugier begann ich im Jahr 2000 mein Studium der Sozialen Arbeit.
Ich wollte das Leben von jungen Frauen mit Behinderungen zum Besseren wenden und schloss mich der Behinderten- und Frauenbewegung an. Doch bald wurde mir klar, dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen selbst von Gruppen, die für ihre Rechte eintreten sollten, an den Rand gedrängt werden.


Nachdem ich zwei Jahre lang vergeblich versucht habe, Aufmerksamkeit für das Thema Gleichberechtigung in Behindertenbewegungen zu schaffen, beschloss ich 2002 eine Selbsthilfegruppe für junge Frauen mit Behinderungen auf dem Campus zu gründen.

Mathilde, a Rwandan woman with long dreadlocks and wearing a patterned shirt, speaks at a panel table.
Mathilde Umuraza, Gründerin der ruandischen Organisation Unabu, diskutiert Strategien zur Verbesserung des Zugangs zur Justiz für Mädchen und Frauen mit Behinderungen. (c) Behindertenrechtsfond

Auch nach meinem Abschluss setzten sich meine Erfahrung fort. In Organisationen von Menschen mit Behinderungen wurde Geschlechtergerechtigkeit kaum thematisiert.

Deshalb gründete ich zusammen mit einigen Kolleginnen 2014 UNABU, die erste Organisation von Frauen mit Behinderungen in Ruanda. Unser Fokus in der Schnittmenge der Themen Geschlechtergerechtigkeit und Behinderung. Und damit genau bei dem Thema, mit dem sich viele Organisationen von Menschen mit Behinderungen nicht auseinandersetzen wollen.
Ich war acht Jahre lang Vorsitzender der Organisation.

Geschlechtergleichstellung in der Augengesundheit

Die Zahlen der Internationalen Agentur zur Vermeidung von Blindheit (IAPB -International Agency for the Prevention of Blindness) aus dem Jahr 2020 sind erschreckend. Frauen sind weltweit mit 8 % höherer Wahrscheinlichkeit von Blindheit betroffen als Männer.

Erstens, weil Frauen im Durchschnitt länger leben als Männer und daher einem höheren Risiko ausgesetzt sind, altersbedingte Augenerkrankungen zu entwickeln.

Zweitens, weil typische Tätigkeiten wie Kinderbetreuung und das Führen des Haushalts, die eine Frau in ärmeren Ländern übernehmen muss, ihnen den Zugang zu Augengesundheitsdiensten, Prävention und Nachversorgung erschwert. Noch schlimmer ist die Situation von Frauen, die in ländlichen Gebieten leben.

A woman from Ethiopia smiles broadly at the camera. She wears a black and white head wrap and white shawl, and is sitting with her back to a yellow wall.
Tiblete Belay, 55, lebt in Äthiopien. Sie unterzog sich einer Augenoperation, nachdem sie an einem Trachom litt. (c) Light for the World

Ein gutes Beispiel ist die Infektionskrankheit Trachom, die durch Chlamydien verursacht wird und zu einer dauerhaften Erblindung führt. Die bakteriellen Erreger werden durch Kontakt übertragen und damit sind unter anderem auch Kinder Hauptüberträger auf Erwachsene. Da Frauen aufgrund traditioneller Geschlechterrollen die Kinderbetreuung übernehmen, sind sie durchschnittlich 1,8-mal häufiger betroffen als Männer, in ländlichen Gebieten sogar drei- bis viermal häufiger.

Meine Identität bestimme ich

Diese Bedürfnisse von Frauen müssen besser berücksichtigt werden, um Lösungen für viele der genannten Probleme zu finden. Bei Light for the World treiben wir diesen Ansatz in der Augengesundheit voran.
Als Frauen werden wir mit vielen Erwartungen konfrontiert, aber Klischees sind mir egal. Geschlecht und Behinderung definieren mich nicht.

Ich bin unabhängig.

Ich bin eine erfolgreiche Frau.“